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EVIL ALIENS (Großbritannien 2005)

von Mirco Hölling

Original Titel. EVIL ALIENS
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. JAKE WEST
Drehbuch. JAKE WEST
Musik. RICHARD WELLS
Kamera. JIM SOLAN
Schnitt. JAKE WEST
Darsteller. CHRIS ADAMSON . EMILY BOOTH . NORMAN LOVETT . JODIE SHAW u.a.

Review Datum. 2005-09-18
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Ein kleines TV-Team, welches sich auf unerklärliche Phänomene spezialisiert hat und diese im Boulevard-Stil von "Aliens entführten und schwängerten Jungfrau" publikumswirksam ausschlachtet, fährt nach Wales, um dort eben einem solchen Phänomen auf den Grund zu gehen. Investigativer Journalismus ist jedoch nicht ihr Ziel, und so werden Interviews ge- und verfälscht und vermeintlich echte Szenen für die Sendung mit plumpen Akteuren nachgestellt. Einen Glauben an Aliens teilen sie alle nicht, bis auf den nerdhaften, dicken Freak, der neben seinem Akneproblem auch mit zwanghaften Sexneurosen zu kämpfen hat. Auf diese Gruppe und ihre Redneck-Gastgeber aus Wales kommt nun ein großes Abenteuer zu, als sich herausstellt, dass eben doch Aliens in Wales zu Besuch sind.

Jake West hat vor einigen Jahren mit dem vielerorts kultisch verehrten RAZOR BLADE SMILE auf sich aufmerksam gemacht. Damals vermischte er alle denkbaren Elemente des Horror- und Genrefilms und schuf eine zwar etwas amateurhafte , aber für Fans zumindest leidlich interessante Melange aus Stilen und Stilelementen. Deutlich waren seine Anleihen an die Gothicszene, vor allem da das innerhalb der Szene bekannte Fetischmodell Eileen Daly die latexbewehrte Vampirin Lilith Silver gab.

Auch in Wests neuestem Film EVIL ALIENS gibt uns der bekennende Fan West eine Achterbahnfahrt durch bekannte Vorbilder. Diese sind in diesem Fall jedoch eher Peter Jacksons BAD TASTE und Sam Raimis EVIL DEAD-Trilogie. Bestachen diese Filme seinerzeit durch ihre amateurhafte Originalität und vermischten äußerst harte Selfmade-Effekte mit einer punkhaften Durchgeknalltheit und dem Nimbus des Neuen, beschränkt sich West auf das Kopieren dieser Filme, vermengt es mit modernem, etwas schlüpfrigem Humor und ergänzt reichlich Spezialeffekte, die dem absolut neustem Stand der Technik entsprechen.

So unoriginell das ganze klingt, so ist es auch. Der Film hat dem Genre des Funsplatters nichts Neues hinzuzufügen (was nach Jacksons BRAINDEAD sowieso nicht einem einzigen Film gelang), ergeht sich in etlichen Zitaten und ersetzt schwarzen Humor durch Fäkalgags. Ganz deutlich richtet sich der Film also an (junge) Fans des Genres. Unbeteiligte Zuschauer dürften diesem Werk mit ratlosem Kopfschütteln begegnen. Zumal die Zitate und Hommagen auch nicht kunstvoll verwoben, sondern eher platte Nummernrevuen darstellen. Ähnlich ergeht es dem Plot. Eine durchgängige und plausible Storyline ist nicht zu entdecken und so werden die Protagonisten ohne Rücksicht auf innere Logik von einer Konfrontation mit den Aliens in die nächste geschickt.

Wer jetzt bereits vorhat, das Lesen dieser Review zu beenden und den Film von seiner persönlichen must-see-Liste zu streichen, der soll bitte Einhalt gebieten. Denn so mies sich das o.g. liest, so sehr muss man Jake West attestieren, ein ausgesprochen talentierter und versierter Regisseur zu sein. Er hat Sinn für Timing und seine zumeist schlüpfrigen Gags sitzen eigentlich ziemlich häufig (was man auch dann anerkennen muss, wenn man diese Art Humor nicht mag).

Ganz erstaunlich sind jedoch die Action-, Splatter- und Goresequenzen. Hier beweist West Detailverliebtheit, ein Talent zum Choreographieren und vergisst dabei nie die Räumlichkeit, so dass auch der Zuschauer nie die Übersicht verliert. Als großartig muss man jedoch die zahlreichen Effektsequenzen betrachten. Sowohl die klassischen Masken- und Splattereffekte, als auch die sehr zahlreichen CGI-Effekte sind überragend und so stellt diese Independentproduktion diesbezüglich fast jeden Blockbuster in den Schatten. Wenn man jetzt noch die Fülle der Effekte betrachtet (nach ca. 30 min Laufzeit wird eigentlich nur noch gesplattert) ist das Ergebnis sogar als phänomenal zu bezeichnen. Auch die Härte und graphische Wucht der Bluteffekte lässt das Herz des Genrefans höher schlagen.

Leider bleibt nach dem Film ein gewisses Gefühl der Leere, denn so beachtlich die Effekt- und Actionsequenzen sind, so belanglos sind das Buch und die Darsteller. Empathie und Interesse am Schicksal der Hauptfiguren bleiben aus, was zwar zu offenen Mündern der Zuschauer während der Betrachtung des Films führt, aber nach Verstreichen des Abspanns unvermittelt die Rückkehr zur Tagesordnung zur Folge hat.

Jake West kündigte an, als nächste Projekt einen komplett humorlosen Haunted-House-Horrorfilm in Angriff zu nehmen, was angesichts seines zweifellos vorhandenen Talents durchaus neugierig macht. Bei EVIL ALIENS jedoch bleibt nur der Tipp, sich 'ne Kiste Bier und ein paar Kumpels zu schnappen, um dem Film ein wenig Spaß abzugewinnen. Denn mehr als ein lustiger Gag ist er leider nicht geworden.











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