|
DESIERTO - TÖDLICHE HETZJAGD ist ein hervorragendes Beispiel dafür dass ein guter Thriller nicht unbedingt eine ausladende Geschichte oder sonstige erzählerischen Sperenzien braucht, um sein Publikum zu packen und nicht mehr loszulassen. Für Regisseur Jonás Cuarón ist das minimalistische Story-Gerüst seines knallharten Überlebensthrillers nur schmückendes Beiwerk. Ein zweckmäßiger Rahmen für eine bildgewaltige Tour de force, die sich wahrlich gewaschen hat.
Als eine Gruppe illegaler Einwanderer mitten im Grenzgebiet zwischen Mexiko und Amerika mit einer Autopanne in der sengenden Hitze liegen bleibt, ahnen sie noch nicht, dass sie nur noch wenige Minuten zu leben haben. Ein ortskundiger Redneck (Jeffrey Dean Morgan) hat es auf sie abgesehen und knallt einen nach dem anderen erbarmungslos über den Haufen. Lediglich eine Handvoll der Einwanderer übersteht den ersten Angriff des Möchtegern-Cowboys lebend und kann in die schier unendliche Weite der Badlands fliehen. Der junge Mexikaner Moises (Gael García Bernal) zeigt dabei besonderen Überlebenswillen, ist es doch sein erklärtes Ziel endlich seinen Sohn, der in den USA auf die Rückkehr seines Vaters wartet, endlich wiederzusehen.
Angetrieben durch den grandiosen, mit hämmernden Beats einpeitschenden, Soundtrack von Woodkid setzt Jonás Cuarón auf atemlose Spannung, die er mit beeindruckenden Aufnahmen der unwirtlichen Landschaften der amerikanisch-mexikanischen Grenzzone kombiniert. Seinen Protagonisten gesteht der Regisseur nur wenig Profilschärfe zu. Dennoch werden sie nicht gänzlich auf ihren Status als Gejagte reduziert. Sie wirken trotz der eher grobmaschigen Skizzierung ihrer Charaktereigenschaften und Intentionen wie Menschen aus Fleisch und Blut. Cuarón präsentiert seine Protagonisten als realitätsnahe Charaktere, in die man sich schnell einfühlen kann. Die Folge ist, dass man schnell mitgerissen wird und fleißig mitzittert, wenn die Situationen für die Überlebenden immer brenzliger werden.
DESIERTO - TÖDLICHE HETZJAGD schafft es bis zum Schluss ein enormes Tempo durchzuhalten. Verschnaufpausen sind deshalb sowohl für die Hauptfiguren, als auch für die Zuschauer Mangelware. Dass die knapp 90 Minuten andauernde Verfolgungsjagd mit Jeffrey Dean Morgan einen sehr furchteinflößenden, trotz reduzierter Mimik phantastisch aufspielenden, Bösewicht an Bord hat, ist ein weiterer Punkt, den die Produktion auf der Habenseite verbuchen kann. Darüber hinaus passt die zum Teil ausgesprochen harte Gangart der Hetzjagd perfekt zur unbarmherzigen Atmosphäre, die der Film von der ersten Minute an ausdünstet und die ihn zu einem sehr einnehmenden Erlebnis macht.
Die politischen Implikationen der Thematik sind zwar offenkundig, Cuarón verzichtet allerdings darauf diese allzu dominant einzubinden. Letztlich kratzt der Regisseur diesbezüglich lediglich an der Oberfläche. Einen tiefschürfenden filmischen Kommentar zu den, gegenwärtig mal wieder sehr aktuellen, Brennpunkt-Themen Migration, Abschottung und Xenophobie darf man hier insofern nicht erwarten. Dies ist dann auch der einzige wirklich nennenswerte Kritikpunkt. Ein wenig mehr Mut wäre in diesem Zusammenhang wünschenswert gewesen. So ist der Thriller, obwohl storytechnisch geradezu dafür prädestiniert, tatsächlich ein erstaunlich unpolitischer Film geworden, der seine sozialkritische Haltung nur selten durchblicken lässt.
Im Endergebnis überwiegen jedoch die positiven Merkmale eindeutig. Was bleibt ist ungemein fesselnde Genre-Kost, die ihrem Publikum mit gnadenloser Hochspannung einen ordentlichen Adrenalin-Kick verpasst. Ein schweißtreibender Thriller, der das Bestmögliche aus seiner Ausgangslage herausholt und bei dem nicht nur Genre-Freunde auf ihre Kosten kommen. DESIERTO - TÖDLICHE HETZJAGD sei somit wärmstens empfohlen. Ein kleiner, großer Geheimtipp, der einen regulären Kinostart in unseren hiesigen Kinos mehr als verdient gehabt hätte.
DESIERTO - TÖDLICHE HETZJAGD ist ab dem 21.10.2016 von Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erhältlich!
|
|
|