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Na, da will wohl einer die Neunziger wiederhaben, was? Die goldenen Zeiten des amerikanischen Rezessionsthrillers, in dem das Böse verführerisch von außen kam und das gefestigte Leben oder den Nukleus der Familie zu sprengen suchte; ja, das haben wir damals bis zum Exzess über die Leinwand flimmern sehen. Das böse Kindermädchen (DIE HAND AN DER WIEGE), der böse Bulle (FATALE BEGIERDE), der böse Sohn (DAS ZWEITE GESICHT), der böse Stiefvater (STEPFATHER), die böse Mitbewohnerin (WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT), die böse Aushilfe (DIE AUSHILFE) oder das böse Arschloch aus dem letzten Sommerurlaub (BLIND SIDE) - ach, was waren da nicht für dunkle Gestalten unterwegs. Persönlicher Favorit des Autors aus dieser Flutwelle war Curtis Hansons BAD INFLUENCE - TODFREUNDE, in dem ein etwas spießiger James Spader von einem etwas öligen Rob Lowe in die glamouröse Welt von Sex und Drogen entführt und schließlich in ziemlich in der Scheiße sitzen gelassen wurde. An diesen schönen Film mußte wohl auch Drehbuchautor Mark Bambeck denken, als er sich DECEPTION ausgedacht hat.
Da hockt nämlich der etwas spießige Wirtschaftsprüfer Ewan McGregor noch spät in der Firma und macht spießige Überstunden, nur um vom etwas weniger öligen, dafür sehr kernigen Hugh Jackman zuerst in die glamouröse Welt von Drogen (huch, ein Joint) und später in die glamouröse Welt von bezahltem Sex entführt zu werden. Und ja, auch McGregor, der das Gefummel mit Top-Girls wie Natasha Henstrigde und Top-Ladies wie Charlotte Rampling (die ernsthaft Ewan McGregor für Sex bezahlen soll!) erst in vollen Zügen genießt, sitzt bald ziemlich in der Scheiße. Was bei Hansons BAD INFLUENCE aber in der stetigen Steigerung des Erlebten Spannung hatte, wird bei DECEPTION schnell zu einer ebenso öden wie absurden Provinzposse. Jackman hat McGregor viel zu schnell am Haken, und der verhält sich in der neuen Fantasiewelt schlichtweg zu dämlich, ganz zu schweigen von den lächerlichen Kapriolen, die das Drehbuch noch so schlägt.
Hugh Jackman, den man als schmissigen Oscar-Moderator ebenso gern sieht wie als Charmeur, der Ursula von der Leyen bei Gottschak aus der Tonne holt, wollte wohl mal den Bösen geben und hat daher diesen Schmarrn produziert. Tatsächlich macht er seine Sache als attraktiver Verführer ganz ordentlich, kommt aber nicht oft genug zum Zug, um die armselige Vorstellung seines wie so oft bis zur Unsichtbarkeit blassen Widerparts Ewan McGregor auszugleichen. Brille auf-Brille ab mag bei Superman/Clark Kent funktionieren. Hier reicht das nicht.
Damit der gelackte Schmonzens dem Auge schmeichelt, hat man sich die 90er-Veteranen Dante Spinotti (Kamera) und Patrizia von Brandenstein (Ausstattung) ins Boot geholt und zahllose hübsche Girls zu McGregor in die Kiste geschickt. Aber wie heißt es so schön: Du kannst Scheiße nicht polieren.
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