Ein Labyrinth aus Pappe. Ganz selbstverständlich im Wohnzimmer errichtet. Mit riesenhaften Dimensionen im Inneren. Und wie das mit Labyrinthen nun mal so ist, verirrt man sich schnell. Genau das passiert Dave, dem Erbauer des Pappgebildes. Und wäre das nicht schon schlimm genug, lauern in den Gängen auch noch Gefahren für Leib und Leben. Doch Rettung naht. Annie, die Freundin von Dave, zögert nicht lange und betritt, sämtliche Warnungen ihres Freundes ignorierend, furchtlos die seltsame Welt hinter dem Eingang.
DAVE MADE A MAZE tingelte recht erfolgreich durch diverse Festivalstädte und wurde nicht selten als Geheimtipp gehandelt. Das ist absolut folgerichtig, denn Bill Watterson hat hier mit viel Liebe zum Detail einen durchaus einzigartigen Film geschaffen. Ein bisschen Kritik muss allerdings dennoch sein. Trotz dutzender guter Ideen und zahlreicher wirklich origineller Szenen geht der überdrehten Comedy nämlich ab und an die Luft aus.
Aber alles schön der Reihe nach. Zunächst muss lobend hervorgehoben werden, dass Watterson das schmale Budget sehr gewitzt mit reichlich Kreativität kompensiert. Die Innenwelt des Labyrinths ist nicht nur komplett aus Pappe, sondern hat ebenfalls Auswirkungen auf die Naturgesetze und wirbelt diese munter durcheinander. Da schrumpfen die Besucher zu seltsamen Pappfiguren, transformieren sich zu flimmernden Videobildern oder blutigen Konfettiregen, wenn sie von einer der Fallen erwischt werden. Zudem gibt es noch einen krawalligen Minotaurus, einen gefräßigen Riesenschlund sowie Origami-Vögel, die Dave und seinen Buddys (ein Filmteam und weitere Freunde betreten ebenfalls den Papier-Irrgarten) nicht immer freundlich gegenüberstehen.
Man merkt: Hier ist echtes Herzblut in ein Projekt geflossen, dass fast im Minutentakt bezaubernd verrückte Einfälle bietet. Diese finden sich ebenso auf der inszenatorischen Ebene. Watterson arbeitet diesbezüglich beispielsweise mit schrägen Perspektiven und optischen Täuschungen, die ganz selbstverständlich in den Filmverlauf eingeflochten werden. Der spielfreudige Cast (u.a. Nick Thune und Meera Rohit Kumbhani) unterstreicht den positiven Eindruck und sorgt für weitere Pluspunkte. Und überhaupt: Das Tempo ist hoch, die meisten Gags sitzen und höchst abwechslungsreich ist das Treiben auch noch. Was soll es da bitte noch zu Meckern geben?
Die Indie-Produktion hat vor allem mit einem Problem zu kämpfen. Man will sich nicht satt sehen an der überbordenden Kreativität der Macher, tut das aber irgendwann trotzdem. Auch weil das Hin und Her in den Gängen des Labyrinths ab der Mitte und insbesondere gegen Ende ihren Reiz zunehmend verliert. Die Aha-Effekte werden weniger, das Timing passt nicht mehr hundertprozentig und ganz generell leidet der Rhythmus des Films teilweise arg unter der irgendwann nicht mehr wirklich effizienten dramaturgischen Führung. Zudem wirkt der Ansatz von Watterson, die Erschaffung des Labyrinths als Metapher für die Quarterlife Crisis seiner Hauptfigur und darüber hinaus als Sinnbild für die Orientierungslosigkeit der Generation Y zu verwenden doch sehr bemüht und nicht zielführend für die letztlich doch heillos überdrehte Gesamtausrichtung des Films.
Aber halb so wild: Das tönt möglicherweise heftiger als es ist. Im Endeffekt ist Bill Watterson mit DAVE MADE A MAZE ein erfrischend skurriler, kleiner Partyfilm gelungen, der ganz auf den Einfallsreichtum seiner Macher setzt und seine Stärken die meiste Zeit über gekonnt ausspielt.
Hierzulande lief der Film auf dem Hard:Line-Festival in Regensburg.
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