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THE CONTRACTOR (USA 2007)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE CONTRACTOR
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. JOSEF RUSNAK
Drehbuch. ROBERT FOSTER . JOSHUA MICHAEL STEIN
Musik. NICHOLAS PIKE
Kamera. WEDIGO VON SCHULTZENDORFF
Schnitt. TRACY GRANGER . PAUL HERBERT
Darsteller. WESLEY SNIPES . ELIZA BENNETT . CHARLES DANCE . LENA HEADEY u.a.

Review Datum. 2007-07-26
Kinostart Deutschland. direct-to-video

So fangen gute Filme an: Ein Mann, allein, auf seiner Ranch in Montana. Er beruhigt sein Pferd und steigt schließlich auf. Da stört Motorengeräusch die Stille. Ein Konvoi schwarzer Autos fährt auf die Ranch zu. Das Pferd wirft den Mann ab. Der Mann ist Wesley Snipes, die Männer in den scharzen Autos sind vom Geheimdienst und wollen ihn für einen letzten Job: Er, der eiskalte Superprofi, soll in London einen Terroristen ausknipsen.

Geht doch gut los. Geht auch gut weiter: Der Hit wird zwar ordnungsgemäß ausgeführt - was, wenn man ehrlich sein soll, auch der Blödheit der Londoner Polizei zu verdanken ist, die ihren gefangenen Terroristen an einer Fensterpromenade entlang führt - aber bei der Flucht geht einiges in die Hose. Snipes muß untertauchen. Seine Auftraggeber verleugnen jede Verbindung und wollen ihm jetzt ans Leder. Die Ermittlungen der Polizei werden aber geleitet von keinem geringeren als Charles Dance! Ein schönes Wiedersehen, denn Dance wertet ein erstaunlich fähiges Ensemble weiter auf. Snipes findet Zuflucht bei einem traurigen kleinen Mädchen, das ihm immer wieder aus der Patsche hilft. Irgendwann aber wird es Zeit, den Spieß umzudrehen.

Natürlich ist auch diese neuerliche Hilfestellung für Snipes' finanzielle Probleme in Osteuropa entstanden: Bulgarien muß Drehorte liefern, die wie London aussehen. Das haut größtenteils nicht hin. Die Action ist überschaubar - nach einem sehr schönen Autocrash gibt es noch ein wenig Ballerei, eine kurzen, sehr knackigen Faustkampf (Snipes benutz ein Baugerüst, um seinem Gegner sämtliche Knochen zu brechen) und einen ordentlichen Showdown in einer Großküche zu bewunden. Die Musik von Nicholas Pike wechselt zwischen sehr ordentlich (mäandert zwischen The Prodigy und Massive Attack) und unerträglich (mäandert zwischen Hans Zimmer und Michael Cretu). Daß das alles dennoch akzeptable Unterhaltung ist, liegt zum einen an Wesley Snipes, der erneut - ungeachtet der Produktionsbedingungen - eine sympathische, charismatische Darbietung liefert. Zum anderen ist es das Verdienst der 15jährigen Eliza Bennett, die eine mit hohem Nervpotenzial belastete Rolle bewundernswerterweise zum Herzen des Films macht. Was da zwischen Snipes und ihr passiert, ist tatsächlich anrührend und zart und gibt der durchschnittlichen Actionplotte den emotionalen Überbau. Da möchte man am Ende fast eine Träne wegdrücken! Ich werde weich auf meine alten Tage.

Das Problem ist aber die Regie. Mit Josef Rusnak hält ein weiterer deutscher Filmemacher Einzug in die Welt des DTV-Krachers. Rusnak machte nach seinem unsäglichen, von Roland Emmerich produzierten Megaflop THE 13TH FLOOR (1999) allenfalls durch Gelaber von sich Reden und geriet nur durch die von der Filmstiftung gerichtlich erzwungene Rückzahlung von Fördergeldern in die Schlagzeilen. Mit THE CONTRACTOR wird sich Rusnak allenfalls im Osteuropa-Actionsegment profilieren können. Obwohl er in Bildgestaltung und sogar in Actionregie einige Kompetenz an den Tag legt, fährt er den Film nämlich voll vor die Wand: Irgendwer muß ihm geflüstert haben, daß Geflirre und Geflacker und Speed Changes und Schärfeverlagerungen und unmotivierte Jump Cuts und Shutter-Effekte total geil und modern sind, denn er ballert uns den ganzen Müll permanent um die Ohren, bis die Augen bluten. Wer so agiert, traut entweder seinem Film und seinen Schauspielern nicht oder kann die Finger nicht von den bunten Schaltern lassen oder hat schlichtweg keine Ahnung von Regie.

Der Film sollte übrigens ursprünglich THE SHOOTER heißen - erstaunlich, bedenkt man die Handlungsparallelen zum gleichnamigen Wahlberg-Kracher, der den Titel schließlich abgestaubt hat.











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