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COMMAND PERFORMANCE (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. COMMAND PERFORMANCE
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. DOLPH LUNDGREN
Drehbuch. STEVE LATSHAW . DOLPH LUNDGREN
Musik. ADAM NORDEN
Kamera. MARC WINDEN
Schnitt. PETER HOLLYWOOD
Darsteller. DOLPH LUNDGREN . MELISSA SMITH . HRISTO SHOPOV . DAVE LEGENO u.a.

Review Datum. 2010-01-07
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Unglaublich, was sich da tut bei den geliebten Action-Recken. Seagal macht wieder echte Kracher und eine Reality-Show oben drauf, Van Damme entwickelt sich - wenn auch von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet - zum De Niro des Hauruck-Genres, und Dolph, der alte Schwede, ist jetzt endgültig der Auteur im Videothekendschungel. Sein neuester Streich als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion hat dabei schon im Vorfeld für größeres Interesse gesorgt als seine letzten drei, durchgängig sehenswerten Arbeiten: Für COMMAND PERFORMANCE hat er sich des klassischen DIE HARD-Szenarios bedient und sich selbst die Rolle des Hardrock-Drummers Joe auf den Leib geschrieben. Und allein das brachte schon Rauschen und Rappeln ins weltweite Web: Dolph als Drummer? Wer sich aber mit Lundgren näher beschäftigt hat, weiß, daß er ausgebildeter Schlagzeuger ist, der insbesondere dank der harten Schule der Marschmusik zum versierten Klöppler an der Schießbude avancierte. Und so gibt er in COMMAND PERFORMANCE vor allem an den Drums eine hervorragende Figur ab.

Die Handlung ist, wie bei allen STIRB LANGSAM-Epigonen, schnell erzählt: Als Schlagzeuger der Rockband CMF ("Cheap Motherfucker") wird Joe (Dolph) Teil eines Benefizkonzertes in Moskau, dessen Headliner die Discoqueen Venus ist (Melissa Smith, die man in den USA auch schon in verschiedenen Castingshows sah). Joe fühlt sich wohl, seine Band mag ihn, Venus ist vom ersten Moment scharf auf ihn, was der Regisseur Lundgren auch nicht müde zu betonen wird. Das würde lächerlich wirken, wäre Dolph Lundgren nicht in einer wahrlich beeindruckenden körperlichen Form, die er mit leicht bescheidener Coolness und dem bereichert, was man gemeinhin "jungenhaften Charme" nennt. So fragt man sich keine Sekunde, warum die junge Dancefloor-Maus denn beim Anblick des fast doppelt so alten, halbnackten Rockers in dampfende Geilheit verfällt: Der Typ ist einfach eine arschcoole Sau.

Bevor es aber zu einem zünftigen Sex-Jam zwischen den Musikanten kommen kann, sprengen ultrafiese, bis an die Zähne bewaffnete Böswatze die Party und ballern wahllos alles über den Haufen, was nicht schnell genug aus dem Saal kommt. Der Präsident und seine zwei minderjährigen Töchter werden ebenso zu Geiseln wie Venus und ihre Entourage. Nur Joe hat sich zum Zeitpunkt des Überfalls, arschcoole Sau die er ist, auf die Sanitäranlagen verzogen, um eine gepflegte Tüte zu rauchen. Es dauert nicht lange, da will auch schon der erste Scherge des Bösen dem Schlagzeuger ans Leder, doch der läßt sich natürlich nicht von einem Messerstecher die Frisur versauen: "Watch the hair", brummelt Joe dem fiesen Möpp entgegen, bevor er dessen Schädel mit dem Drumstick durchbohrt. Und damit ist dann auch klar, dass Lundgren die teilweise ultrabrutale Gewalt seines Films nicht ganz so ernst genommen wissen will. Den nächsten Gegner spießt er übrigens mit einem abgebrochenen Gitarrenhals auf.

Lundgren läßt seiner Figur ein sympathisches Pflichtgefühl zukommen, das an die Stelle des Kampfmaschinen-Zynismus tritt, den man von vergleichbaren Filmen mittlerweile gewohnt ist. Er verpaßt Joe auch keine abgegriffene CIA- oder Söldnervergangenheit, sondern nur ein Gewalttrauma (inklusive Allergie gegen Schußwaffen, die er aber genrebedingt abzulegen bereit ist) und die Kampferfahrung eines Bikers. An der Seite eines russischen Sicherheitsmannes schießt, schlägt und sticht er sich bis zum Endgegner durch. Dieser wird von Dave Legeno gespielt, dessen eindimensionale Darstellung den ursprünglich gecasteten Eric Roberts sehr schmerzlich vermissen läßt. COMMAND PERFORMANCE fehlt es einfach an charismatischen Gegnern und, das muß man leider sagen, auch etwas an Action. Zu viel spielt sich ohne Dolph Lundgren ab, und zu viel davon vor den Toren des abgeriegelten Konzertsaals.

Als Regisseur holt Lundgren aus dem geringen Budget wieder einmal das Meiste raus, nur von der allzu wilden Handkamera sollte er langsam mal absehen; auch sein Cutter Peter Hollywood war vielleicht nicht die beste Wahl, was einen besonders bei den musikalischen Auftritten wurmt. Die zwei Songs von Venus und von CMF gibt es im Abspann auch noch einmal zu bewundern, was insbesondere bei letzeren (gespielt von der bulgarischen Rockband D2) erstaunlich hörenswert ist. Zusammen mit dem geradezu rührenden Ende wird letztlich doch eine runde Sache draus, auch wenn man sich auf etwas knalligere Unterhaltung gefreut hatte. Dolph selbst bleibt der Gewinner der Herzen. Der Mann ist einfach eine Bank. Rock on!











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