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CAMP EVIL (Belgien 2014)

von André Becker

Original Titel. WELP
Laufzeit in Minuten. 85

Regie. JONAS GOVAERTS
Drehbuch. JONAS GOVAERTS . ROEL MONDELAERS
Musik. STEVE MOORE
Kamera. NICOLAS KARAKATSANIS
Schnitt. MAARTEN JANSSENS
Darsteller. MAURICE LUIJTEN . STEF AERTS . EVELIEN BOSMANS . GILL EECKELAERT u.a.

Review Datum. 2015-06-11
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

CUB (OT: WELP) beginnt wie ein klassischer Slasher aus der Blütezeit des Horrorkinos. Ein dunkler Wald irgendwo in der Pampa, eine junge Frau, die vor einer nicht konkretisierten Bedrohung flüchtet, ihre Augen panisch geweitet. Dazu ein sägender Sound und eine unruhige Kamera, die vor allem daran interessiert ist, dem Rezipienten die ganze Ausweglosigkeit und bittere Endgültigkeit dieser Hetzjagd vor Augen zu führen. Nach dieser eindringlichen Vorspannsequenz schaltet Regisseur Jonas Govaerts erstmal mehrere Gänge zurück.

Wir sehen eine Pfadfindertruppe, die sich für einen Ausflug in die Wälder bereit macht. Mittendrin Sam (Maurice Luijten), ein schüchterner Junge mit traurigem Blick. Der Außenseiter der Gruppe, der Häme und dem Spott der anderen Jungspunde ausgesetzt. In den Wäldern angekommen beginnt die Truppe ihr Lager aufzuschlagen. Zu später Stunde hallen Schauermärchen von einem kleinen bösen Jungen, der in den Tiefen des Waldes hausen soll, durch die Nacht. Kai ist sein Name und es heißt er bringe Tod und Verderben. Der Schlaf kommt für die Pfadfinder trotzdem schnell, sind sie doch voll freudiger Erwartung auf die Abenteuer der nächsten Tage. Sam erwarten indes Hänseleien und Sticheleien. Auf die Hilfe von den Betreuern (u.a. Stef Aerts, Evelien Bosmans) kann er dabei nicht hoffen. Diese sind, so will es das Genre, insbesondere mit ihrer Libido beschäftigt. Als Sam bei einem Spaziergang auf einen verwahrlosten Jungen (Gill Eeckelaert) mit einer mysteriösen Baumrindenmaske trifft setzt sich eine blutige Gewaltspirale in Gang.

Jonas Govaerts legt mit CUB einen recht konventionellen Horrorfilm vor, der seine Handlung zwar nicht wirklich originell aufrollt, aber dafür bis zum Schluss sein Klientel mit einer stimmigen Atmosphäre, einer ordentlichen Spannungskurve und mehreren fiesen Gewaltspitzen bei Laune hält. Das der Story innewohnende Potential auch eine Comig-of-Age-Geschichte zu erzählen nutzt der Film leider allerdings kaum. Die Figur des Sam wird mit kleineren Informationshäppchen bewusst ambivalent gehalten, erhellende Einblicke in seinen wahren Charakter bleiben aber komplett aus. Beim Rest der Pfadfindergruppe bleibt das Drehbuch in Punkto Figurenzeichnung dann noch einmal wesentlich unspezifischer. Hier dominieren reichlich abgenudelte Stereotype, die selbst unerfahrene Kinogänger zur Genüge kennen. Die Chance sich diesbezüglich vom Genre-Film amerikanischer Prägung abzuheben bleibt somit ungenutzt.

Wenn im letzten Drittel schließlich der Bodycount steigt und speziell die Betreuer einige schmerzhafte Erfahrungen (im Wald lauern mehrere Fallen) machen müssen, folgt der Film einmal mehr dem gängigen Schema F des Horrorfilms. Dies dann aber immerhin durchaus spannend und mit dem Gespür für atmosphärische Bilder. Rein handwerklich kann man dem Film in diesem Kontext insofern keinen Vorwurf machen. Die finale Wendung gefällt ebenfalls, wird der (zugegebenermaßen nicht wirklich überraschende) Twist doch in aller Konsequenz und ohne Kompromisse ausartikuliert. Im Endeffekt bleibt nach Filmende aber nicht besonders viel hängen. Für den Zeitraum der Betrachtung kommt CUB aber letztlich noch ganz gut über die Runden. Vielgucker und Horrorfans können dementsprechend ruhig einen Blick riskieren. Oder es genauso gut sein lassen. Der nächste richtige Geheimtipp kommt bestimmt. Vielleicht dann endlich auch mal wieder aus Europa.

Nach seiner deutschen Uraufführung auf den Fantasy Filmfest Nights erschien CUB unter dem Titel CAMP EVIL am 24.04.2015 als Uncut-Version auf DVD und Blu-ray.











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