|
Bully liebt Filme. Daran gab es nie Zweifel, doch sein neuer Film BUDDY unterstreicht es noch einmal. Tatsächlich hat man das Gefühl, dass Bully Filme vielleicht ein Bisschen zu sehr liebt - oder zumindest zu sehr Fan einer ganzen Reihe von übergroßen Vorbildern ist: Ausgehend von BUDDY wäre Michael Bully Herbig gerne gleichzeitig der deutsche Harold Ramis, der deutsche Quentin Tarantino und die deutsche Nora Ephron. Nichts davon gelingt ihm am Ende so ganz, stattdessen ist er eher so etwas wie ein besserer Til Schweiger.
Was ja auch nicht ganz schlecht ist. Gerade nach der wirklich unterirdischen Sitcom BULLY MACHT BUDDY, nach der man sich am liebsten bei Chuck Lorre für all die negativen Kritiken entschuldigen möchte, ist man ja schon froh, dass BUDDY überhaupt ohne Fremdscham anzusehen ist. Doch sieht man dann, dass Bully sich in erster Linie selbst im Weg steht, ist es fast schon wieder enttäuschend, dass BUDDY ein so durchwachsener Film geworden ist.
Eddie (Alexander Fehling) ist die Sorte Protagonist, wie sie im deutschen Kino derzeit von der Schweiger/Schweighöfer-Fabrik in Fließbandarbeit produziert wird: Der schwerreiche und unendlich selbstverliebte Erbe eines Sprudelkonzerns (sic) verbringt seine Zeit lieber mit Partys und One-Night-Stands als damit, den Konzern zu führen, sodass dieser bald kurz vor dem Ruin steht. Wie die, naja, "Helden” in Schweigers Filmen muss nun natürlich auch Eddie Rücksicht, Mitgefühl und Selbstlosigkeit lernen, um die Firma zu retten und nebenbei das Herz seiner Traumfrau, Altenpflegerin Lisa (Mina Tander) zu gewinnen. Mit der Einführung von Eddies Schutzengel Buddy (Bully) nimmt der Plot allerdings eine willkommene Wendung, weg von KEINOHRHASEN, hin zu 80/90er-Jahre Bill Murray-Komödien wie UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER oder DIE GEISTER, DIE ICH RIEF. Buddy darf sich eigentlich nicht zu erkennen geben, doch er ist neu im Job und etwas tollpatschig, so dass Eddie (aber nur er) doch von seiner Existenz erfährt und Buddy ihn nun mit einer Mischung aus guten Ratschlägen und unorthodoxen Foltermethoden (wie dem penetranten Singen von Karel Gott-Liedern) zu seinem Glück zwingt. Im Grunde also eine Scrooge-Variation und damit, obwohl der Film nicht zum Fest spielt, perfekt fürs Weihnachtsgeschäft.
Es gibt erstmal einiges zu mögen an BUDDY, angefangen bei der Tatsache, dass wir Eddie, anders als Schweigers Figuren, zu Beginn des Films nicht mögen oder cool finden sollen - der Sympathieträger (und zunächst auch Antrieb der Handlung) ist erst einmal Buddy, der Eddie für sein ekliges Macho-Verhalten konsequent in die Schranken weist. Auch gibt Bully sich alle Mühe, Mina Tanders Lisa nicht nur als love interest und Kontrastfigur zu Eddie, sondern als eigenständigen, interessanten Charakter zu inszenieren, was ihm auch einigermaßen gelingt. Ebenfalls gelungen und wohl das deutlichste Zeugnis davon, dass Bully sich als Regisseur weiterentwickelt, ist die Übersetzung seines eigenwilligen, oft albernen Humors in eine Welt mit echten Charakteren. Längst nicht jeder Gag sitzt und manche Szenen wirken doch eher wie Sketche, aber insgesamt schafft Bully es, seine eigene Stimme zu behalten und gleichzeitig eine echte Geschichte zu erzählen, in der auch Raum für leise Töne und Zwischenmenschlichkeiten (und etwas Schmalz) ist.
Doch leider ist Bully nicht daran interessiert oder einfach nicht diszipliniert genug, "nur” eine ordentliche Mainstream-RomCom zu drehen, und so durchsetzt er die Handlung mit Szenen, die tonal und stilistisch unangenehm herausfallen oder allzu offensichtlich als Versuche, sich an amerikanische Vorbilder anzubiedern, zu erkennen sind. Kann man Eddies Selbstmordversuche, die von Buddy verhindert werden, noch als UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER-Zitat akzeptieren, ist sein Treffen mit einem Psychologen, das aus unerklärlichen Gründen in einem American Diner stattfindet, lediglich damit zu erklären, dass Bully einmal zu oft PULP FICTION gesehen hat und schon immer mal eine Szene in einer solchen Location inszenieren wollte. Auch eine völlig aus dem Nichts kommende und nur ungelenk in die Handlung integrierte, überlange Verfolgungsjagd zwischen den Containern am Hamburger Hafen hat in einer Romantic Comedy nicht wirklich etwas zu suchen.
Allzu oft fühlt sich BUDDY an, als wollte Bully wirklich alle Ideen, die er hatte (und alle Hollywood-Klischees, die er verinnerlicht hat), im selben Film verwenden. Als hätte er Angst, dass er so schnell keinen Film mehr drehen darf - was bei einem der noch immer erfolgreichsten Regisseure Deutschlands nur bedingt nachvollziehbar ist.
BUDDY ist deswegen kein schlechter Film, aber eben auch kein wirklich guter. Er ist temporeich, oft witzig, manchmal romantisch, aber eben einfach zu unkonzentriert, zu hyperaktiv, um auf ganzer Länge zu fesseln. Das ärgerliche daran ist einfach, dass es nicht Talent ist, das Bully fehlt, sondern Disziplin.
|
|
|