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BRICK (USA 2005)

von Dirk Michael

Original Titel. BRICK
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. RYAN JOHNSON
Drehbuch. RYAN JOHNSON
Musik. NATHAN JOHNSON
Kamera. STEVE YEDLIN
Schnitt. RIAN JOHNSON
Darsteller. JOSEPH GORDON-LEVITT . NORA ZEHETNER . LUKAS HAAS . NOAH FLEISS u.a.

Review Datum. 2006-09-20
Kinostart Deutschland. 2006-09-21

Der Thriller BRICK liefert dem Zuschauer eine originelle zeitgenössische Variation auf Themen und Charaktere des klassischen Film Noir. Angesiedelt ist der Film nicht in den verregneten Gassen einer Großstadt in den 40er Jahren sondern im Schulmilieu einer amerikanischen Kleinstadt in heutiger Zeit. Wie in einem Reagenzglas möchte Johnson die dunklen Unterströmungen unter der Oberfläche der Welt der Teenager und ihrem aus vielen Filmen vertrauten sonnigen Look aufzeigen.

Brendan (Joseph Gordon-Levitt) ist Individualist und Außenseiter in der von Anpassungsdruck bestimmten Welt einer südkalifornischen High School. Als er einen verwirrenden Telefonanruf seiner verzweifelten Ex-Freundin Emiliy (Emilie de Ravin) erhält und er sie kurze Zeit später ermordet auffindet, begibt er sich auf die Suche nach ihrem Mörder. Unterstützt wird er dabei von seinem nerdigen Freund "The Brain" (Matt O'Leary), der stets einen Zauberwürfel als Symbol seiner Fähigkeiten mit sich führt. Seine Nachforschungen führen Brendan unter anderem auf eine dekadente Party, wo er Bekanntschaft mit der verführerischen Laura (Nora Zehetner) macht und zu einer zugedrogten Suburbgang, deren Anführer er mit ein paar beherzten Backpfeifen wichtige Informationen entlockt. Brendan, teilt, wie einst Bogart in den Filmen der Schwarzen Serie, im Verlaufe des Films einiges aus, muss aber auch so manche Tracht Prügel wegstecken. Nach der schmerzhaften Begegnung mit dem Schläger Tugger (Noah Fleiss) gelangt er schließlich zu dem Mann im Hintergrund: "The Pin", jugendlicher Boss einer lokalen Drogengang. Anspielung auf typische diabolische Figuren -gespielt von Lukas Haas, auch bekannt aus DER EINZIGE ZEUGE oder MARS ATTACKS. Um den Hintergründen von Emilys Ableben näher zu kommen schließt Brendan einen Pakt mit dem jugendliche Drogenzar. Dadurch gerät er noch größere Schwierigkeiten, Figuren wechseln die Seiten und er weiß nie wem er trauen kann. Am Ende hat er die verschiedenen Parteien gegeneinander ausgespielt und bleibt endgültig desillusioniert allein zurück.

Der Geschichte auf ihren verschlungen Pfaden zu folgen, fällt nicht leicht, doch dafür wird man mit einigen humoristischen Einlagen entschädigt. Die wie in einem Spaghetti-Western inszenierte Szene, in der Brendan auf den tumben Schläger Tugger trifft, ist in dieser Beziehung ein kleines Highlight des Films: Wie ein wütender Stier nähert sich dieser vom Bildhorizont, um dem Schnüffler einen Denkzettel zu verpassen. Aber Brendan lässt sich nicht kleinkriegen. Wie ein Stehaufmännchen erträgt er die Fausthiebe, bis Tugger die Lust verliert und entnervt abzieht. Dem im Sortwagen davonrauschenden wirft der Unermüdliche sogar noch einen Stein hinterher. Auch die skurrilen Szene im Pins "Hauptquartier" - Mutti offeriert am heimischen Küchentisch Plätzchen und Saft, bevor es zur Besprechung runter in den Partykeller geht - sind sehr erheiternd. Nicht zuletzt diese seltsamen Verfremdungen und schrägen Szenen geben dem Film seine eigenen, merkwürdigen Qualitäten.

Beeindruckend an Rian Johnsons Kinoerstling ist, mit welcher Konsequenz und mit welchem Enthusiasmus er seine komplizierte Geschichte von Betrug und Treue, Manipulation und Feundschaft erzählt. Er stellt weder eine billige Parodie des Genres dar noch versucht er bloß nostalgisch einen bewährten Stil zu imitieren. Trotz der vielen Verweise und Anspielungen auf bekannte Noir-Elemente, stellt BRICK den Versuch dar, dem Genre neues Leben einhauchen, indem man ihm einen ungewöhnlichen Look verpasst und so Raum schafft, den Kern dieser Filme aufzuzeigen. Ergebnis dieser Bemühungen war ein großer Erfolg beim Sundance Filmfestival,wo der Film sogar mit dem Special Jury Price for Originality and Vision" ausgezeichnet wurde. Auch auf dem 20. Fantasy Filmfest wurde der Film sehr positiv aufgenommen und erhielt dort den Publikumspreis.

Trotz seines originellen Ansatzes kann der Film aber nicht voll überzeugen. Die Geschichte wirkt zu konstruiert, zu nah lehnt sie sich an die verworrenen Plots der Genrevorbilder wie DIE SPUR DES FALKEN an und zu befremdend wirkt der Kontrast zwischen den fein geschliffenen, lakonischen hard-boiled Dialogen im Stile von Dashiel Hammets Figuren und den kindlich glatten Gesichtern der Teenager. Die Personen und ihre Handlungen kommen dem Zuschauer nie wirklich nahe und so wirkt der Film, gerade wegen seiner zu großen Ernsthaftigkeit, etwas überambitioniert.











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