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THE BOOK OF THE DEAD (Japan 2005)

von Björn Eichstädt

Original Titel. SHISHA NO SHO
Laufzeit in Minuten. 71

Regie. KIHACHIRO KAWAMOTO
Drehbuch. KIHACHIRO KAWAMOTO
Musik. RYOHEI HIROSE
Kamera. MINORU TAMURA . KUNIHIKO ITAMI
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. -

Review Datum. 2006-06-03
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Der japanische Film ist unter Cineasten inzwischen wirklich eine feste Größe. Das kann niemand mehr leugnen. Die unterschiedlichsten Genres, der J-Horror, Anime, der Pink-Film, Samurai-Schinken von Akira Kurosawa bis heute: Alle haben inzwischen ihren festen Platz im Filmkanon der Liebhaber des etwas anderen Kinos. So scheint für Kenner das Land des Lächelns inzwischen abgegrast zu sein; es gibt kaum mehr etwas zu entdecken. Scheinbar. Denn wer schon etwas von dem bereits über 80-jährigen Kihachiro Kawamoto und seinen Puppenanimationen gehört hat, darf sich wohl zur absoluten Meinungsavantgarde zählen. Ich hatte auf der diesjährigen Nippon Connection erstmals das Vergnügen - mit Kawatomos Alterswerk THE BOOK OF THE DEAD.

Die Eröffnungssequenz von Takeshi Kitanos DOLLS: Das ist so ziemlich das einzig Vergleichbare, was einem im bekannten japanischen Film in den Sinn kommt. Und dann schweifen die Gedanken: Zur tschechischen Puppenanimation, die Kawamotos Schule in den 60ern war oder auch zu Mario Bava, der ähnliche Beleuchtungstechniken, basierend auf den Grundfarben, entwickelte wie der japanische Puppenmeister. Ansonsten ist da auf ästhetischer Ebene nichts, was auch nur im Ansatz an die Kunstfertigkeit von THE BOOK OF THE DEAD heranreichen würde. Die Augsburger Puppenkiste ist fern, denn wer kindliches Marionettentheater erwartet, der ist ganz weit weg von des Meisters Handschrift.

Die Geschichte ist da eigentlich zu vernachlässigen: Irgendwo zwischen griechischer Mythologie, Samuraigeschichte und Shakespeare ist das alles angesiedelt. Mittendrin im alten Japan, im 8. Jahrhundert nach Christus. Die Aristokratentochter Iretsume verliebt sich aufgrund einer Erscheinung in den Geist von Prinz Otsu, der eine ganze Zeit zuvor hingerichtet wurde. Der wiederum meint in Iretsume eine Frau zu erkennen, die seiner Hinrichtung beiwohnte - eine Kaskade der Heimsuchungen innerhalb einer komplexen Handlung beginnt. Irgendwo zwischen einer Familiensaga und JASON UND DIE ARGONAUTEN ist der Plot angesiedelt, den man am Rande des Staunes über die unwahrscheinlich schön ausgeleuchteten Bilder und die perfekt bewegten Puppen noch mitbekommt. Die eigentlich Stärke von THE BOOK OF THE DEAD ist die Handlung allerdings ganz eindeutig nicht.

Wer auf japanisches Kunsthandwerk steht, ist mit diesem Film also voll und ganz bedient: Tolle Figuren, fantastische Hintergründe, die klassische japanische Aquarelle zitieren, und die Liebe zur Tradition einer Hochkultur gießt Kawamoto traumwandlerisch sicher in Bilder, die begeistern. Das reicht zwar nicht für einen fantastischen Film, doch wer sich 70 Minuten lang auf höchstem Niveau visuell verzaubern lassen will, der liegt bei THE BOOK OF THE DEAD vollkommen richtig.











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