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BOMB CITY (USA 2017)

von André Becker

Original Titel. BOMB CITY
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. JAMESON BROOKS
Drehbuch. JAMESON BROOKS . SHELDON CHICK
Musik. CODY CHICK . SHELDON CHICK
Kamera. JACK WILGANOWSKI
Schnitt. JAMESON BROOKS
Darsteller. DAVE DAVIS . LORELEI LINKLATER . LOGAN HUFFMAN . EDDIE HASSELL u.a.

Review Datum. 2018-09-02
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Punk is not dead. Zumindest im Jahr 1997 im texanischen Amarillo. Hier führt eine Gruppe Punks ein unangepasstes Leben zwischen Suff, wilden Konzerten und jugendlicher Lust am Aufbegehren. Neben Konflikten mit Vermietern, Ordnungshütern und besorgten Bürgern gerät die Clique vor allem mit mehreren Schülern der lokalen High School immer wieder aneinander. Eines Abends eskaliert schließlich die Situation. Aus einer Schlägerei wird ein Gewaltexzess, dessen Folgen die Justiz in einem landesweit vielbeachteten Prozess beschäftigen. Die gesprochenen Urteile kennen jedoch nur Verlierer. Auf allen Seiten.

BOMB CITY basiert auf wahren Begebenheiten. Das macht das Gezeigte besonders erschütternd, denn Regisseur Jameson Brooks zeigt uns in seinem Spielfilmdebüt ein Amerika das keine Gerechtigkeit kennt und in dem eine fatale Mischung aus hartnäckigen Vorurteilen, Hass und Machismo die Mitte der Gesellschaft längst von innen heraus verseucht hat. Ein Amerika, das Subkulturen als krebsartiges Geschwür ansieht.

Der Regisseur dringt dabei tief ein in das Lebensgefühl der Punk-Clique. Brooks inszeniert hier ohne erhobenen Zeigefinger, mit Widersprüchen innerhalb der Charaktere und einem jederzeit nachfühlbaren Gespür für die diversen Eigenheiten der Szene. BOMB CITY versteht es somit ein sehr unmittelbares Gefühl für die Charaktere, ihre Sehnsüchte und letztendlich ihre Attitüde herzustellen. Dies gelingt auch, weil der Film sich die Zeit nimmt ebenfalls auf familiäre Hintergründe einzugehen, diesbezüglich allerdings keinesfalls die üblichen Jugenddrama-Klischees bedient. Selbst bei der Gruppe der High-School-Schüler legt Brooks, der auch das Drehbuch verfasst hat, Charakterschichten frei, die über die Rolle der Aggressoren weit hinausgehen.

Mit seinen beängstigend gut inszenierten Montage-Sequenzen und den atmosphärischen Aufnahmen Amarillos empfiehlt sich der Regisseur zudem als ausgesprochen stilsicherer Filmemacher. Die Art und Weise wie Brooks die sehr spezielle Stimmung verlassener Straßenzüge, heruntergekommener Autowaschanlagen, verwaister Parkplätze oder der Räumlichkeiten des Clubs Bomb City einfängt und als Panoramabild eines konfliktbeladenen Amerikas zeigt kann nicht anders als meisterhaft bezeichnet werden.

Die nihilistische Grundhaltung des Films wird auch durch die letzten Bilder, die so etwas wie einen Hoffnungsschimmer darstellen, nicht gebrochen. BOMB CITY ist ein wütender Film geworden. Ein Film, der anprangert und den Finger tief in eine eitrige Wunde legt. Ein Film, der viel mehr erzählt als die Geschichte hinter einem entsetzlichen Verbrechen. Ein intensives Plädoyer für Toleranz und ein sehr hoch ausgestreckter Mittelfinger in Richtung all der reaktionären Strömungen, die in der amerikanischen Gesellschaft seit Jahrzehnten ein Klima des Hasses schüren.











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