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BLOOD DIAMOND (USA 2006)

von Peter Noll

Original Titel. BLOOD DIAMOND
Laufzeit in Minuten. 138

Regie. EDWARD ZWICK
Drehbuch. CHARLES LEAVITT . C. GABY MITCHELL
Musik. JAMES NEWTON HOWARD
Kamera. EDUARDO SERRA
Schnitt. STEVEN ROSENBLUM
Darsteller. LEONARDO DICAPRIO . DJIMON HOUNSOU . JENNIFER CONNELLY . KAGISO KUYPERS u.a.

Review Datum. 2007-01-05
Kinostart Deutschland. 2007-01-25

BLOOD DIAMOND ist ein Actionfilm der mehr sein möchte, indem er gewichtige Themen wie wirtschaftliche Gier und die Ausbeutung der Dritten Weltin Angriff nimmt.
Der Film nimmt sich der Tat viel vor: Neben der weltpolitischen Problematik sehen wir die Rückkehr eines Zynikers zur Dekadenz, das Streben eines Vaters, seine Familie wieder zu bekommen und den Einsatz einer Journalistin, wirklich etwas zu bewegen. All diese Elemente zu kombinieren gelingt nicht immer erfolgreich und der Film beginnt nach einer Weile, unter seinem eigenen Gewicht einzuknicken.

Als Actioner oder Abenteuerfilm funktioniert er ganz gut. Unbarmherzig gewalttätig, aber auch schön fotografiert, gut gespielt und mit Gespür für knackiges Timing inszeniert verfliegt die Zeit, obwohl der Film ganze zwei Stunden und 18 Minuten dauert.
Der Film macht uns außerdem zumindest ansatzweise mit dem Problem der "Konfliktdiamanten" bekannt - Diamanten, die in Krisengebieten gefördert und verkauft werden um Kriege zu finanzieren. Die verarmten ortsansässigen Bergarbeiter profitieren davon natürlich nicht, für sie geht lediglich das Blutvergießen weiter.

BLOOD DIAMOND spielt in den 90er Jahren in Sierra Leone, wo die Regierung eine brutale Rebellenmiliz bekämpft, die von Diamantenverkäufen finanziert wird. Westliche Diamantenkonzerne erklären sich zwar bereit, keine Edelsteine aus Sierra Leone mehr zu kaufen, doch indem die Steine ins benachbarte Liberia geschmuggelt werden kann dieses Embargo umgangen werden.
Danny Archer, dargestellt von Leonardo DiCaprio, ist einer dieser Schmuggler. Als ursprüngllich aus Rhodesien [das heutige Simbabwe/Sambia - Anm.d.Ü.] stammender Ex-Söldner ist er zu zynisch um den Konsequenzen seines Tuns Beachtung zu schenken. Er hat das alles schon gesehen und wimmelt alle ihn umgebenden Probleme wortgewandt mit einem "TIA" ab: This is Africa.
Der von Djimon Hounsou gespielte Solomon Vandy andererseits ist der einzige Hauptcharakter mit wahrlich reinem Herzen: Ein einfacher Fischer, der von Frieden und einem besseren Leben träumt. Wir treffen ihn zu Beginn des Films, als sein Dorf von den Rebellen überfallen wird. Seine Frau und Tochter können fliehen, sein Sohn wird jedoch entführt Vandy wird von den bewaffneten Eindringlingen gezwungen, in den Diamantenminen zu arbeiten.
Jennifer Connelly ist Maddy Bowen, eine amerikanische Journalistin, die den Rest der Welt auf die Geschehnisse in Sierra Leone aufmerksam machen will. Doch sie hat auch mit ihrem eigenen Zynismus zu kämpfen, wohlwissend, dass dies ein Thema ist über das die meisten Menschen gar nichts hören wollen. Als sie in ein riesiges Lager für Kriegsflüchtlinge kommt klagt sie, dass der Bericht zwischen Sport und Wetterbericht vielleicht grade mal eine Minute Sendezeit auf CNN erhalten werde.

Als Solomon während des Schürfens in einem Flussbett einen seltenen rosa Diamanten findet schmuggelt er ihn weg und vergräbt ihn lieber im Wald, als ihn seinen bewaffneten Wächtern zu geben. Ein Angriff der Regierung auf die Rebellen soll die Wiederbeschaffung des Steins allerdings deutlich erschweren.
Auf diesen Stein konzentriet der Film sich dann. Danny erfährt von der Existenz des Steins und möchte ihn in die Finger kriegen, um sich aus Afrika absetzen zu können. Solomon wiederum möchte seine Familie zurück. Und Maddy will eine Story über die schmutzigen Machenschaften in höheren Kreisen, die den Handel mit Konfliktdiamanten vorantreiben. Alle benötigen die Hilfe der anderen, also alliieren sie sich gewissermaßen.
Und so tuckert der Film mit Feuergefechten, spannenden Szenen und gelegentlichen Momenten der Philosophierens über die menschliche Natur und die Afrika geißelnden Probleme dahin. Maddy und Danny ziehen einander unausweichlich an und wir fragen uns, ob Danny letzten Endes doch ein Herz hat oder ob er bloß bei der erstbesten Gelegenheit Solomons Diamanten stehlen wird.

DiCaprio liefert eine solide Darbietung ab und lässt die für die Frühphase seiner Karriere typischen bübischen Rollen zunehmend hinter sich zurück. Hounsous ehrliche Darstellung des Solomon ist eine weitere in einer langen Reihe anerkennenswerter Leistungen. Auch Connelly ist ein Aktivposten des Films, obwohl es den Anschein hat als habe sie ihr Potenzial nicht völlig ausschöpfen können.
Unter den hervorragendsten Szenen sind jene, wo Solomons Sohn und andere Kinder von den Rebellen indoktriniert und dazu gezwungen werden, selbst bewaffnete Soldaten zu werden, die bald alle Unschuld und ihre früheren Identitäten verlieren.

Zwischen Kugeln und Explosionen rutscht der Film gelegentlich in Sentimentalität ab und das feinsäuberliche Ende könnte für manche Zuseher schwer zu schlucken sein. BLOOD DIAMOND ist gut gemeint, ambitioniert und ein Durcheinander. Aber zumindest ist es ein Durcheinander, das unterhält.











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