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BETTER WATCH OUT (USA/Australien 2016)

von André Becker

Original Titel. BETTER WATCH OUT
Laufzeit in Minuten. 91

Regie. CHRIS PECKOVER
Drehbuch. ZACK KAHN . CHRIS PECKOVER
Musik. BRIAN CACHIA
Kamera. CARL ROBERTSON
Schnitt. JULIE-ANNE DERUVO
Darsteller. OLIVIA DEJONGE . LEVI MILLER . ED OXENBOULD . VIRGINIA MADSEN u.a.

Review Datum. 2018-01-16
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Weihnachten ist der Horror. Und damit sind ausnahmsweise mal nicht die grausigen Geschenke gemeint, die man sich mit gequälter Mine schönreden muss. Längst hat das Genre-Kino das Fest der Feste entdeckt, um rund um das Konsum-Event allerhand Schreckgespenster von der Leine zu lassen. Und das geht so: Draußen rieselt leise der Schnee, im Ofen backen die Kekse, am Tannenbaum baumelt jede Menge Deko-Zeugs und vor der Türe warten die Meuchelmörder. Na ja, oder so ähnlich. Ebenso beliebt: Irgendwelche bösen Weihnachtsdämonen a la Krampus. Aber ich schweife ab, hier soll es schließlich um BETTER WATCH OUT gehen.

Der kleine Indie-Horror wurde bereits auf einigen Filmfestivals aufgeführt (u.a. bei den Fantasy Film Fest White Nights 2017, und noch unter dem Titel SAFE NEIGHBORHOOD) und bekam dort fast durchgängig Lob. Man durfte also gespannt sein, ob die dadurch geschürten hohen Erwartungen ins Schwarze treffen. Unter den unzähligen Weihnachts-Horrorfilmen tummeln sich schließlich einige Stinker, die man schnell aus dem eigenen Filmgedächtnis streichen möchte. Und ewig irgendwelche schlecht gealterten B-Werke vom Schlage SILENT NIGHT DEADLY NIGHT im Player durchzunudeln kann auch nicht die Lösung sein. Ein Geheimtipp, so wie der Film gerne hier und da eingestuft wird, ist da genau das richtige.

Im weitesten Sinne ist der Film im Subgenre des Home-Invasion-Thrillers verortet. Im Hause irgendeiner bildungsbürgerlichen Vorortfamilie (mit Virginia Madsen als Mutter) bekommt die schnuckelige Babysitterin Ashley (Olivia DeJonge) am Abend ungebetenen Besuch von fiesen Einbrechern. Keine wirklich erbauliche Situation einen Tag vor Weihnachten. Als nicht wirklich hilfreich erweist sich zudem der aufmüpfige minderjährige Sohn (Levi Miller) ihrer Auftraggeber. Dieser ist nämlich laut eigenen Angaben nicht nur viel zu reif um von einer unwesentlich älteren Jugendlichen betreut zu werden, sondern auch unsterblich in seine süße Teilzeit-Betreuerin verliebt. Die Nacht nimmt jedoch mehrere Wendungen, die für alle Beteiligten unerwartete Folgen haben.

BETTER WATCH OUT sitzt leider zwischen den Stühlen. Zugutehalten muss man der Produktion, dass sie trotz Mini-Budget erstaunlich nach A-Liga aussieht. Soll heißen: Statt billiger Direct-to-DVD-Optik gibt es wertige Bilder und gut aufgelegte Darsteller. Die sind dann auch ein großer Pluspunkt, denn der gesamte Cast agiert spielfreudig und harmoniert prächtig miteinander. Der Rest fällt hingegen eher wenig erbaulich aus. Die viel beschworenen Twists, die tatsächlich durchaus originell sind, reichen letztlich einfach nicht. Sie lassen die Aufmerksamkeit beim Publikum zwar kurz ansteigen, schaffen es aber nicht darüber hinaus Interesse zu generieren. Und das ist schade, da so viel ungenutztes Potential in die Weihnachtsluft geblasen wird.

Der starke Fokus auf die Überraschungsmomente mag auch der Grund für die reichlich dünne Geschichte sein, die Regisseur Chris Peckover und Autor Zack Kahn rund um ihre Twists aufgebaut haben. Ist die Katze nämlich erst mal aus dem Sack gibt es im Prinzip nichts Erwähnenswertes mehr, womit der Horrorfilm punkten könnte. Auf das zuvor clever aufgezogene Katz-und-Maus-Spiel folgt eine simple Slasherfilm-Nummer, die recht unspektakulär auf die Ideen-Welt dieser nicht totzukriegenden Genre-Spielart zurückgreift. Das teils zynisch vorgetragene Ableben der entsprechenden Protagonisten ist zwar um den obligatorischen Eyecatcher-Faktor bemüht, gerät untern Strich allerdings zur öden Gewalt-Show (ohne diesbezüglich der Splatter-Fraktion ausreichend Entertainment zu liefern).

Insofern gibt sich der Film schlauer und gewiefter als er eigentlich ist. Letztlich verfällt BETTER WATCH OUT zu sehr dem Irrglauben, dass ein bis zwei nette Ideen ausreichen um einen kompletten Film zu tragen. Auch wenn Regisseure wie M. Night Shyamalan (THE VILLAGE, SPLIT) diesen Ansatz seit Jahren mehr oder minder erfolgreich quer durch das Mainstream-Kino prügeln, ist das selbst für einen vergleichsweise unerfahrenen Regisseur wie Chris Peckover zu wenig. Auf neues Futter für stille aber tödliche Nächte muss man insofern noch weiter warten.

Der Film ist ab dem 18.01. von Constantin Film auf DVD und Blu-ray erhältlich.











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