Eine dunkle Landstraße irgendwo in Südkorea. Ein Auto rast durch die Nacht. Fahrer und Beifahrer sind nervös, die Anspannung ist mit Händen greifbar. Dann der plötzliche Stopp. Beide zerren einen verängstigten Gefangenen aus dem Wagen. Schlagen ihn brutal zusammen. Drohen ihm mit weiterer, härterer Gewalt. Es soll ein Denkzettel an das Opfer sein. Eine Einschüchterung, die er niemals vergessen soll. Die Täter: zwei Cops, wie wir recht schnell erfahren.
Bereits in der ersten Minuten von THE BEAST macht der Regisseur Lee Jeong-Ho klar, dass seine Figuren keine Saubermänner mit reinen Westen, sondern gewalttätige Wölfe sind, die bereit sind bis zum Äußersten zu gehen. Im weiteren Verlauf des Films erhalten die zentralen Figuren zwar durchaus positive Charakterzüge, nichtsdestotrotz bleibt der Thriller bei seinen Hauptcharakteren Han-su (Lee Sung-min) und Min-tae (You Chea-myung) und deren Darstellung bis zum Ende konsequent.
Kurze Zeit nach der brutalen Gewaltausübung werden die Polizisten, die in der Industriestadt Incheon ihren Dienst tun, an einen Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde ermordet und bestialisch zugerichtet. Als die Cops die ersten Spuren überprüfen wird ihnen klar, dass die Frau nicht das erste Mordopfer des Täters war.
THE BEAST, der ein Remake des starbesetzten französischen Thrillers 36 - TÖDLICHE RIVALEN aus dem Jahr 2004 ist, begibt sich zwar anfangs eindeutig in das Genre des Serienkiller-Thrillers, verlässt den eingeschlagenen Weg aber im Filmverlauf zusehends um weitere Story-Fäden aufzunehmen, die vor allem die unterschiedlichen Verstrickungen der Ermittler in die Unterwelt aufgreifen. Jeder hat hier irgendwie Dreck am Stecken, irgendwelche Leichen im Keller oder spielt ein falsches Spiel, dass ihn und seine Umwelt längst in einen Abgrund gerissen hat. Und für alle wird die Situation immer brenzliger.
Der Film baut seine Spannungsmomente insofern nicht nur aus der Hetzjagd auf den Killer heraus auf. Die besten (und spannendsten) Momente sind die, in der die Cops versuchen ihre Haut zu retten und Dinge zu vertuschen, die eigentlich kaum noch gerade zu biegen sind. Wenn etwa der Hauptcharakter in einer Leichenhalle versucht ein Beweismittel verschwinden zu lassen und gegen die Zeit und seine eigene Ungeschicklichkeit ankämpft ist das nervenzerreißend spannend und sehr packend inszeniert.
Auch wenn THE BEAST teils ein wenig zu ausschweifend erzählt geraten ist und die jeweiligen Storyentwicklungen mitunter zu vorhersehbar eingefädelt werden, ist man als Zuschauer die meiste Zeit über gefesselt. Dies liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Schauspielern, die ihre Rollen und die Ambivalenz ihrer Charaktere überzeugend darstellen. Das wahrhaft bittere Ende wird daher mit Sicherheit niemanden kalt lassen.
THE BEAST ist gehobene Thriller-Kost, die ihre unterschiedlichen Themen sehr facettenreich bearbeitet und diesbezüglich erfreulich kompromisslos vorgeht. Kein bahnbrechender Meilenstein, über den man noch Jahre später redet, aber alles in allem doch durch und durch solide, stets atmosphärisch dichte, Genre-Ware, die abermals unterstreicht (selbst mit einem Remake) warum das südkoreanische Kino im Bereich der knallharten Thriller im asiatischen Raum weiter die Nase vorn hat.
Die südkoreanische Produktion ist seit dem 05.03.2020 von Constantin Film auf DVD und Blu-ray erhältlich.
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