Auf BAD BOYS konnten sich 1995 alle einigen. Zwei bestens aufgelegte Stars, gut getimte Gags und rasante, teils erstaunlich harte, Action machten die Produktion von Jerry Bruckheimer und Don Simpson zu einem DER Must-See-Titel der neunziger Jahre. Wer den Film hierzulande nicht direkt auf der großen Leinwand sah (z.B. aufgrund der damals höchstmöglichen Altersfreigabe), kam mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann in den Genuss der Videofassung. An BAD BOYS führte kein Weg vorbei.
Die Fortsetzung, die 2003 vergleichsweise spät nachgeschoben wurde, konnte es natürlich nicht ganz mit dem Original aufnehmen, schrieb die Erfolgsgeschichte des ungleichen Cop-Duos aber ausgesprochen kurzweilig fort. Mehr Action, mehr Gewalt und insgesamt mehr Over-the-top-Krawall, hievten den Film mit seiner ausufernden Laufzeit (in einer Zeit als noch nicht JEDER Blockbuster die Zweistundenmarke knackte) mit Leichtigkeit in die vorderen Plätze der Kinocharts. Nichtsdestotrotz blieb eine weitere Fortsetzung lange Zeit reine Zukunftsmusik. Nun, 25 Jahre nach dem ersten Teil, ist es dennoch so weit: BAD BOYS FOR LIFE schickt die beiden Sprücheklopfer Will Smith und Martin Lawrence wieder ins Rennen um den Marvel- und DC-Hampelmännern mal zu zeigen wo der Hammer hängt. Na ja, so oder so ähnlich muss wohl die zugrundeliegende Intention der Produzenten gewesen sein. Ob der Film zudem den erhofften Karriere-Boost für Will Smith bedeutet wird das Box-Office-Ergebnis zeigen.
Wie bei den Vorgängern ist das Drehbuch erneut ziemliche Reißbrettware. Ganze drei Autoren haben das Skript zusammengetragen und - so muss man leider sagen - bekleckern sich dabei nicht gerade mit Ruhm. Irgendwann reicht es halt nicht mehr zum x-ten Male die Motive der Buddy-Komödie lediglich leicht zu variieren ohne dass diesbezüglich so etwas wie eine eigene Handschrift zu erkennen ist. Im Falle von BAD BOYS FOR LIFE wird dem Publikum insofern ein vollkommen überraschungsfreies Potpourri altbekannter Story-Entwicklungen präsentiert, bei dem vor allem gegen Ende ein hastig eingeführter Twist die Unzulänglichkeiten des Skripts noch einmal zusätzlich unterstreicht.
Im dritten Teil müssen es die Cops Mike Lowrey (Smith) und Marcus Burnett (Lawrence) mit einem mexikanischen Drogenkartell und ihrer fiesen Anführerin Isabel Aretas (Kate del Castillo) aufnehmen, die nach einem Gefängnisausbruch eine Blutspur durch Miami zieht. Darüber hinaus geraten die beiden Gesetzeshüter auch persönlich aneinander, da Marcus endlich seinen wohlverdienten Ruhestand einläuten will, während Mike nach wie vor seinen Adrenalinjunkie-Lifestyle pflegt und gar nicht ans Aufhören denken mag. Als Mike von einem Attentäter angeschossen wird und nur knapp überlebt, bleibt Marcus allerdings gar nichts anderes übrig als mit seinem Partner doch wieder auf Verbrecherjagd zu gehen.
Eins muss man den beiden Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah lassen: Zumindest teilweise gelingt es ihnen den spezifischen Flow der Vorgänger-Filme wieder zu reaktivieren. Smith und Lawrence harmonieren abermals prächtig miteinander und sind mit deutlich erkennbarer Spielfreude am Werke. Auch die Verpflichtung weiterer aus den ersten beiden Teilen bekannter Gesichter (z.B. Joe Pantoliano) sorgt dafür, dass schnell eine allgemeine Vertrautheit aufkommt, die fast von ganz alleine ein wohliges Nostalgiegefühl erzeugt. Zwar gibt es ein paar Gimmicks, die in die Jetztzeit verweisen (u.a. Drohnen), insgesamt orientiert sich der Film aber eher an den Tugenden des Actionfilms der Neunziger und frühen 00er-Jahre.
Erstaunlicherweise inszeniert BAD BOYS FOR LIFE seine Action zwar spektakulär, aber nie mit dem größenwahnsinnigen Gestus des zweiten Teils. Gerade mal drei größer aufgezogene Actionsequenzen brettern über die Leinwand. Eine Daueractionorgie ist der Film somit nicht. Bezeichnend ist dabei, das von der Action, außer das auf sichtbare CGI weitgehend verzichtet wurde und es ausnahmsweise noch echte Explosionen etc. zu sehen gibt, so gut wie nichts hängen bleibt. Lediglich der Showdown lässt durch das schön eingefangene Setting in Mexiko Potential erkennen, welches jedoch durch die überhastete Dramaturgie wieder zunichte gemacht wird.
Stark zurückgefahren wurde außerdem das Gewalt-Level. Aufgrund der R-Rated-Freigabe im Produktionsland peilt man zwar ein nicht mehr ganz so junges Publikum an, dennoch fällt auf das der dritte Teil im Vergleich zu den ersten Filmen (eher) zahm ausfällt. Das gleiche gilt ebenfalls für die Gags, die weniger derb sind und die Grenzen des guten Geschmacks niemals überschreiten. Insbesondere diese Beschränkung ist schade, weil gerade bei Teil Eins und Zwei die gezielt eingesetzten humoristischen Grenzüberschreitungen durchaus erfrischend waren und den Filmen eine gewisse Fuck-You-Attitüde verliehen. Davon ist im dritten Teils zweifellos nichts mehr übrig.
Nett ausgedrückt könnte man BAD BOYS FOR LIFE als noch halbwegs akzeptable Action-Comedy bezeichnen, die es ungeachtet der unübersehbareren Mängel, noch ganz passabel über die Zielgerade schafft. Nicht ganz so wohlwollend formuliert könnte man den Film aber auch für seine Mittelmäßigkeit aburteilen und ihn als überflüssigen Wiederbelebungsversuch eines bereits seit Jahren reichlich angestaubten Erfolgskonzepts titulieren. Beide Einordnungen haben ihre Berechtigung und wie so oft liegt es wohl im Auge des Betrachters ob das Glas halbvoll oder eben halbleer ist.
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