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A QUIET PLACE 2 (USA 2020)

von André Becker

Original Titel. A QUIET PLACE 2
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. JOHN KRASINSKI
Drehbuch. JOHN KRASINSKI
Musik. MARCO BELTRAMI
Kamera. POLLY MORGAN
Schnitt. MICHAEL P. SHAWVER
Darsteller. EMILY BLUNT. CILLIAN MURPHY . MILLICENT SIMMONDS . NOAH JUPE u.a.

Review Datum. 2021-06-19
Kinostart Deutschland. 2021-06-24

Emily Blunt fühlt sich wohl im Genre-Kino. Während die britische Schauspielerin am Anfang ihrer Karriere eher Hauptrollen in Indie-Filmen (SUNSHINE CLEANING) oder gefälligen romantischen Komödien (LACHSFISCHEN IM JEMEN) übernahm, ist sie seit ihrem Auftritt neben Sunny Boy Tom Cruise in EDGE OF TOMORROW vermehrt in klassischen Genre-Filmen zu sehen. Eine sehr eindrückliche Performance legte sie in SICARIO im Jahr 2015 hin. Der von Denis Villeneuve inszenierte Actionthriller zeigte sie als toughe FBI-Agentin, die mit aller Härte den War on drugs gegen mexikanische Kartelle führt.

Nach dieser beinharten tour de force folgte mit A QUIET PLACE (2018) das nächste Genre-Highlight, das maßgeblich von der Präsenz von Blunt profitierte und sich (nicht nur) deshalb weit über den üblichen Mainstream-Mittelmaß positionierte. Da der Film auch an den Kinokassen ordentlich lief, war eine Fortsetzung schnell beschlossene Sache. Erneut mit Blunt in der Hauptrolle besetzt, führt abermals John Krasinski Regie. Neu im Cast ist Cillian Murphy (28 DAYS LATER), dessen Rolle allerdings reichlich uninspiriert in das Skript hineingepackt wurde und der daher ein wenig verschenkt wirkt. Dazu später mehr.

Ansonsten ist A QUIET PLACE 2 ziemlich überzeugende Genre-Kost geworden, die dem ersten Teil fast ebenbürtig ist. Handlungsseitig knüpft der Film, abgesehen von einer etwas längeren Sequenz in den Anfangsminuten, direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Auch in Teil Zwei ist die Welt von höchst angriffsfreudigen Kreaturen bevölkert, die sich durch ein perfektes Gehör auszeichnen, das es ihnen ermöglicht ihre Opfer bei jedem noch so kleinen Geräusch aufzuspüren.

Evelyn (Blunt) und ihre Kinder Reagan und Marcus sind nach den Ereignissen aus Teil Eins auf der Suche nach einer neuen Heimat. Durch Zufall geraten sie dabei an ihren alten Bekannten Emmett (Cillian Murphy), der sie allerdings in seiner vermeintlich sicheren Behausung (eine alte Industrieanlage) zunächst nicht besonders wohlwollend empfängt. Nach und nach lernt aber auch er die Gesellschaft seiner neuen Gäste zu schätzen. Als Reagan eines Tages ein mysteriöses Signal entdeckt und heimlich aufbricht um das Geheimnis zu entschlüsseln, heftet sich Emmett an ihre Fersen um sie wieder zurück zu ihrer Familie zu bringen. Derweil gerät auch Evelyn in große Bedrängnis, denn die Monster haben einen Weg gefunden in die Industrieanlage zu kommen.

Leider wirkt der Part von Cillian Murphy seltsam krampfhaft ins Drehbuch gedrückt. Fast scheint es, als ob Regisseur Krasinski seiner Hauptdarstellerin unbedingt noch einen männlichen Gefährten zur Seite stellen wollte. Im Gegensatz zum ersten Teil und der Rolle des Ehemanns (gespielt vom Regisseur selbst) soll die Rolle Murphys aber nicht nur Evelyns Charakter ergänzen, sondern sich auch gegensätzlich zu ihr verhalten. Die Rolle von Murphy ist insofern wesentlich egozentrischer angelegt. Ein einsamer Wolf. Leicht grummelig und undurchschaubar. Das er irgendwann doch sein Herz für die Neuankömmlinge entdeckt ist wenig überraschend, führt seiner Figur aber wichtige Sympathiepunkte zu, die dafür sorgen das sein Charakter nahbarer wird und man mit ihm schlussendlich auch mitfiebert. Bei der Rolle von Evelyn bleibt das Drehbuch weitestgehend bei den bereits im ersten Teil etablierten Charaktereigenschaften. Diese werden zwar nicht besonders originell weiterentwickelt, bleiben aber nichtsdestotrotz wichtiger Bestandteil für die Dynamik der Geschichte.

Die Entscheidung des Regisseurs die Hauptfiguren gegen Ende getrennt voneinander agieren zu lassen mag auf den ersten Blick kontraproduktiv für den Flow der Geschichte sein, entwickelt aber erstaunlich schnell einen eigenen Reiz, da der Film damit zwei Spannungsbögen parallel aufbaut und beide mittels geschickter Bildmontage dramaturgisch ausgesprochen geschickt zur Eskalation treibt. Im Vergleich mit dem ersten Teil besitzt die Fortsetzung daher auch mehr Schauwerte, die wesentlich spektakulärer ausgeführt werden. Die große Stärke von Teil Eins, das Spiel der Gegensätzlichkeit von betont ruhigen Passagen und den ohrenbetäubenden Monsterangriffen wird jedoch ebenfalls in der Fortsetzung aufrecht erhalten und nahezu perfekt ausgeführt.

A QUIET PLACE 2 punktet somit mit zahlreichen hochspannenden Sequenzen, die stets das richtige Timing besitzen und die nie mit Haudrauf-Jump-Scares überstrapaziert werden. Wie beim Vorgänger werden zudem glaubhaft die jeweiligen Konflikte innerhalb der Familie aufgegriffen und dem Publikum mit gut ausgearbeiteten Charakteren nahegebracht. Zusammen mit den hervorragenden Effekten ergibt dies alles gehobenes Horror-Entertainment, dem man kleinere Schwächen im Skript gerne verzeiht. Teil Drei darf insofern gerne kommen.











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