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A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST (USA 2014)

von André Becker

Original Titel. A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST
Laufzeit in Minuten. 116

Regie. SETH MACFARLANE
Drehbuch. SETH MACFARLANE . ALEC SULKIN . WELLESLEY WILD
Musik. JOEL MCNEELY
Kamera. MICHAEL BARRETT
Schnitt. JEFF FREEMAN
Darsteller. SETH MACFARLANE . CHARLIZE THERON . AMANDA SEYFRIED . NEIL PATRICK HARRIS u.a.

Review Datum. 2014-05-29
Kinostart Deutschland. 2014-05-29

A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST ist der zweite abendfüllende Spielfilm von Family Guy Erfinder und Multitalent Seth MacFarlane. Wie im Vorgänger TED vertraut der umtriebige Regisseur auch hier auf die bewährte Mischung aus derben Zoten, dutzenden Gags tief unter der Gürtellinie und mehreren Anspielungen auf die jüngere Filmgeschichte. Standesgemäß ist natürlich noch Platz für eine kleine Love-Story, die MacFarlane allerdings glücklicherweise nicht allzu verkitscht erzählt.

Der herzensgute Schafzüchter Albert (gut aufgelegt: Seth MacFarlane) ist ein Unglücksrabe. Als Cowboy eine gnadenlose Niete, hat der junge Mann mit dem lockeren Mundwerk auch bei den Frauen kein besonderes Glück. Dies wird umso deutlicher als sich seine ehemalige Freundin, die naive Louise (Amanda Seyfried), in die Arme des reichen Schnösels (perfekt besetzt: Neil Patrick Harris) flüchtet. Mit der Schafzucht läuft es ebenfalls nicht wirklich besser. Das pelzige Getier macht was es will und verirrt sich schon einmal in das städtische Freudenhaus. Trost findet Albert bei seinem besten Kumpel Albert (Giovanni Ribisi), der jedoch ganz eigene Probleme mit seiner Freundin Ruth (Sarah Silverman), einer stadtbekannten Prostituierten, hat. Alberts Leben wendet sich zum Besseren als die hübsche Anna (Charlize Theron) unvermittelt in der Stadt auftaucht und sich die beiden näher kommen. Die Blondine hat allerdings ein wohlgehütetes Geheimnis. Ihr Ehemann Clinch (Liam Neeson) ist ein gefürchteter Bandit und direkt auf dem Weg in das beschauliche Western-Nest Old Stump. Albert kratzt all seinen Mut zusammen und stellt sich todesmutig dem mit allen Wassern gewaschenen Verbrecher.

Obwohl die gezielte Auslotung des guten Geschmacks streckenweise ein wenig überstrapaziert wird, ist die aufwendig produzierte Western-Anarcho-Comedy ein erstaunlich spaßiger Film mit mehreren wirklich brüllend komischen Momenten geworden. Auf Political Correctness wird im wahrsten Sinne des Wortes geschissen. MacFarlane nimmt aber nicht nur sämtliche Körperausscheidungen ins Visier, sondern dringt darüber hinaus tief in die Niederungen der amerikanischen Geschichte ein. Da werden auf süffisante Weise die Sklaverei, die Ausbeutung der Ureinwohner oder die Allgegenwärtigkeit von Prostitution, sinnloser Gewalt und exzessivem Alkoholkonsum kommentiert.

A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST zeigt zudem eine Fülle makabrer Todesarten. Der Film macht seinem Titel insofern auf jeden Fall alle Ehre. Überhaupt geht es streckenweise recht deftig zu. Da werden während einer Kneipenschlägerei gleich reihenweise Knochen gebrochen und speziell der ortsansässige Jahrmarkt erweist sich als besonders lebensbedrohlicher Ort. Gestorben wird in Seth MacFarlanes Komödie zuhauf. Von familienfreundlicher Unterhaltung ist der Film jedenfalls sehr weit entfernt.

Trotz der zahlreichen Geschmacklosigkeiten merkt man A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST allerdings stets an, dass MacFarlane das Western-Genre und seine Motive und Kontexte genau studiert hat und weiß wo man welche Gags wirkungsvoll platziert. Die tollen Sets, die wunderbare Ausstattung und die wunderschön bebilderten Naturaufnahmen sorgen dafür, dass der Film insgesamt sehr schick aussieht und schnell ein sehr authentisches Western-Feeling entsteht.

Die Komödie hält aber auch mehrere irrwitzige Momente parat, die unverkennbar der kreativen Feder von MacFarlane und seinem Drehbuch-Partnern Alec Sulkin und Wellesley Wild entstammen. Herrlich abgedreht ist die Szene als Albert aus Versehen eine Überdosis Halluzinogene schluckt und sich (und das Publikum) aus der Western-Realität ausklinkt. Schön sind außerdem die vielen Gastauftritte, die zum Teil lediglich wenige Sekunden andauern, dafür aber umso pointierter in die entsprechende Szenerie eingebaut sind. Ebenfalls zugute kommt A MILLION WAYS TO DIE IN THE WEST das die Darsteller sehr gut miteinander harmonieren und mit sichtbarer Spielfreude agieren. Lediglich Liam Neeson wirkt ein wenig lustlos und mit seiner Rolle unterfordert.

Sicherlich ist nicht jeder Witz gleichermaßen gelungen und auch im Zusammenhang mit der Liebesgeschichte zwischen Albert und Anna gibt es (besonders im letzten Drittel) zu viel Leerlauf. Nichtsdestotrotz überwiegt der positive Gesamteindruck. MacFarlanes zweiter Spielfilm ist zugleich liebevolle Hommage und respektlose Parodie. Eine wilde und temporeiche Western-Komödie, die mit geballter Starpower eine erstaunliche Gag-Dichte hervorzaubert und dadurch großes Entertainment für einen launigen Kinoabend bietet.











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