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AEON FLUX (USA 2005)

von Hasko Baumann

Original Titel. AEON FLUX
Laufzeit in Minuten. 93

Regie. KARYN KUSAMA
Drehbuch. PHIL HAY . MATT MANFREDI . PETER CHUNG
Musik. GRAEME REVELL
Kamera. STUART DRYBURGH
Schnitt. JEFF GULLO . PETER HONESS . PLUMMY TUCKER
Darsteller. CHARLIZE THERON . MORTON CSOKAS . JOHNNY LEE MILLER u.a.

Review Datum. 2006-01-12
Kinostart Deutschland. 2006-02-02

Es ist mittlerweile doch wirklich müßig, die Realverfilmungen von Comics und Animationsfilmen mit ihrer Vorlage zu vergleichen. Da einem gerade bei AEON FLUX schon beim Versuch die Krempe aus der Mütze springen würde, lassen wir das mal schön bleiben.

Goldene Regel: Wenn einem ein Film seine Vorgeschichte schon auf ellenlangen Schrifttafeln erzählen muß und dann auch noch die Hauptfigur aus dem Off weiter erklärend vor sich hinsabbeln läßt, weiß man, daß man in der Scheiße sitzt. 400 Jahre in der Zukunft hat eine Krankheit die Menschheit beinahe ausradiert, der kümmerliche Rest von 5 Millionen lebt in der Superstadt Bregna, die sich durch Mauern von der sie umgebenden Natur abgrenzt. Das System riecht faul nach Faschismus. Natürlich gibt es die obligatorische Rebellengruppe, die "Monicans", deren Top-Fighter die sich offenbar ständig auf einem Laufsteg wähnende Aeon Flux (Charlize Theron) ist. Aeon soll den Kopf der Regierung ausschalten, merkt dann aber, daß sie auf der falschen Fährte ist. Nach viel Gespringe, Geballer und noch viel mehr Leerlauf wird es Zeit für die Auflösung und das Systemumkrempeln, das wie so oft im utopischen bzw. dystopischen Kino erreicht wird, indem man alles kaputtmacht.

"Chalize Theron hat ihren Oscar, jetzt hat sie ihr CATWOMAN", schrieb ein US-Kollege scharfsinnig. Ganz so schlimm wie Halle Berrys Bankrotterklärung fällt AEON FLUX nicht aus, was unter anderem an den weniger bescheuerten Kostümen liegt. Charlize Theron spielt nicht, sie modelt. Professionell die Hüften schwenkend, zeigt sie sich in Designklamotten, die allenfalls interessant, aber nicht sexy aussehen, während die Kamera in den Close-Ups ihre makellose, jedoch völlig aseptische Schönheit ablichtet. Umgarnt wird sie von Marton Csokas, der zwischen der kernigeren Variante von Heulsuse Colin Farrell und der Ausstrahlung eines Sat.1-Glücksspiralenmoderators (Zweitbesetzung) pendelt. Frances McDormand leidet am meisten: Als diffuse Rebellenbefehlshaberin "Handler" muß sie mit aufgetürmtem Grundschullehrerinnenhaar stocksteif in weißem Licht stehen. Traurig. Jonny Lee Miller zeigt als Bösewicht wieder einmal nachdrücklich, daß er absolut nichts kann und läßt sich von Nikolai Kinski mühelos an die Wand spielen.

Genau, Nikolai Kinski. AEON FLUX ist nämlich in Babelsberg gedreht worden, weswegen plötzlich auch Ralph Herforth auftaucht, was insbesondere dann amüsiert, wenn er "bis in die Spitzen" eines Stahlturms hinaufklettert. Lustig auch, daß einem die Gärten und Alleen des Potsdamer Prunkschlosses Sanssouci als dekadente Zukunftswelt angeboten werden. Eine romantische Rückblende verortet sich in der Bergmannstraße - der Film ist ein Fest für Berliner Lokalpatrioten.

Es gibt wenig Action, aber die ist zum Teil nicht schlecht, weil sie so absolut untypisch ist. Ja, sie ist zu schnell geschnitten, aber wann sieht man schon mal Ballereien in sonnendurchfluteten Kirschblütenalleen oder die Flucht vor pfeileschießenden Riesenbeeren? Hilfreiche Quecksilberkugeln erinnern den Nostalgiker an die selbstzählenden Erbsen aus der Sesamstraße. Man freut sich, wenn's knallt, weil alles andere so unterkühlt und von keinerlei Interesse langweilt, aber wenn es so weit ist, geht es schnell vorbei und hat auch nicht allzu viel gekostet.

Karyn Kusamas zweiter Film nach GIRLFIGHT hat vor allem viele Girlfights. Ich wundere mich mal wieder, daß hier grünes Licht gegeben wurde, denn dem sensationsgeilen Multiplexabonnenten wird nichts Aufsehenerregendes geboten. In den meisten Momenten sieht AEON FLUX aus, als hätte man Albert Pyun etwas mehr Geld als sonst gegeben.











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