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13 ASSASSINS - DIRECTOR'S CUT (Japan 2010)

von Heiko Hanel

Original Titel. JÛSAN-NIN NO SHIKAKU
Laufzeit in Minuten. 141

Regie. TAKASHI MIIKE
Drehbuch. DAISUKE TENGAN
Musik. KOJI ENDO
Kamera. NOBUYASU KITA
Schnitt. KENJI YAMSHITA
Darsteller. KOJI YAKUSHO . TAKAYUKO YAMADA . YUSUKU ISEYA . GORO INAGAKI u.a.

Review Datum. 2011-03-23
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Also so ein richtiges Meisterwerk hat Takashi Miike ja nun schon lange nicht mehr hingelegt. Nach GOZU erlosch die Leidenschaft des internationalen Fanclubs für das hochproduktive Enfant terrible langsam. Seitdem dreht er mit demselben Jahresbudget weniger Filme, die natürlich alle etwas großspuriger daherkommen, aber nicht mehr so an die Nieren gehen. Vielleicht konnte Miike nur noch enttäuschen. Alles schien nach Filmen wie VISITOR Q, AUDITION und DEAD OR ALIVE möglich. Die Notwendigkeit eines konsumierbaren Kinos hatte er in Frage gestellt. Nicht dass es einen Mangel an unkonsumierbaren Filme gäbe, aber Miike machte Mainstream mit Publikumsbeschimpfung. Doch dann scherte er sich einen Dreck um die Erwartungshaltung seines Nerdpublikums (eigentlich auch nur konsequent), schüttelte weiterhin ganz gute und nicht so gute Filme aus dem Ärmel und würzte sie mit typischen geschmacklosen Witzen. Eine gewisse Redundanz war nicht zu verleugnen, aber Sion Sono wiederholt seine Erfolgsrezepte mittlerweile auch. Auf dem Filmfestival in Rotterdam war Miike wieder mit zwei größeren Produktionen vertreten. Während man ZEBRAMAN 2 getrost als klamaukigen No-Brainer mit okayen Gags durchgehen lassen konnte, wurde 13 ASSASSINS als Miikes SIEBEN SAMURAI gehandelt. Der Film, der in Rotterdam als zweieinhalbstündiger Directors' Cut gezeigt wurde, ist ein Remake des 1962 von Eiichi Kudo gedrehten Samuraiklassikers 13 ASSASSINS.

1844 hat Fürst Naritsugu keine Angst vor nichts. Das alte Reich bricht langsam zusammen und Naritsugu stimuliert sich mangels Krieg mit allerlei Boshaftigkeiten. Dazu gehören getötete Kinder und verstümmelte Frauen. Da ihm eine glänzende politische Karriere bevorsteht, blickt nicht nur der eng verwandte Shogun mit Sorge auf das Treiben seines Zöglings. Plant Naritsugu doch eine Herrschaft, die das Land wahrscheinlich in Schutt und Asche legen wird. Der Bub muss weg, denkt sich der Shogun und beauftragt den noblen Samurai Shimada, ein suizidales Killerkommando zusammenzustellen, das den bösen Lord unauffällig beseitigen möge. Inoffiziell natürlich. Gesagt getan. 12 Gefährten sucht er im ganzen Land zusammen. Von ohnehin engsten Vertrauten bis zum fröhlich unzerstörbaren Naturburschen dessen Resistenz gegenüber Waffen nur noch von seiner sexuellen Ausdauer (und indifferenten Beuteschema) übertroffen wird. Auf einer Reise wird Naritsugu durch ein Dorf kommen, das von seinen Bewohnern liebend gerne gegen Bezahlung an die 13 Mörder abgetreten wird. Leider bringt der Lord 300 Soldaten mit, was den Kampf ungleich macht. Natürlich kneift keiner.

Nicht zum ersten Mal irritiert Miike mit zwei wenig zusammenpassenden Hälften. 13 ASSASSINS ist ein klassischer Zweiphasenfilm. Erst Zusammenraufen, dann Kämpfen. Erst Disziplin, dann Exzess. Und mit der Disziplin nimmt es Miike diesmal überraschend genau. Oft wenig interessiert an Charakterzeichnung nimmt er sich die Zeit, sowohl die 13 Krieger als auch ihre Widersacher sehr plastisch einzuführen. Deren Figurenzeichnung geht einher mit der Intrige am Hof, die zu jeder Zeit verständlich bleibt. Einzig der böse Lord ist eindimensional böse aber man sieht es ihm nach, wenn er sich wie ein Kind freut als er zum ersten Mal selbst Schmerzen und Gefahr erleben darf. Soviel klassisches Kinohandwerk ist natürlich trügerisch und spätestens zu Beginn der Schlacht im Bergdorf wirft Miike mal wieder alle Disziplin über Bord und lässt 45 Minuten lang metzeln. Blut, Gedärm und Körperteile fliegen durch die Luft und ziemlich viele namentlich vorgestellte Samurais und natürlich ein Vielfaches an Namenlosen finden ein grausames Ende. Das ist alles sehr gut choreographiert und schön anzusehen und man kennt Miike ja und man hat das auch alles erwartet. Aber nachdem er sich in der ersten Hälfte so schön zusammengerissen hat, wünscht man sich einen anderen Film herbei, dessen erste und zweite Hälften man mit 13 ASSASSINS verquicken kann, um zwei Meisterwerke daraus zu basteln. Diese Chance hat Miike wieder mal vertan und so wirkt das Finale wie ein Zitat aus seinem vorletzten Film CROWS ZERO II, in dem sich sehr viele Schüler gegenseitig mit Stöcken verprügelten. Das war ziemlich lustig, aber wir würden von Miike gerne etwas sehen, in dem das Wort "ziemlich" nicht mehr vorkommt. Es besteht jedenfalls Hoffnung.

Die internationale Version (120min) steht ab dem 08.04. im Verleih und ab dem 10.05. im Verkauf (Ascot Elite)











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